Verkaut
Ein Cognac-Spezialist schrieb um das Jahr 2000 herum, der Remy Martin Louis XIII schmecke wie "ein alter Fahrradreifen." Ein hartes Urteil.
Aber das hatte seine Gründe: Dieser Brand der Luxusklasse (in einer Baccarat-Karaffe) wird etwa seit den 2000ern in doch relativ großen Mengen vermarktet, so dass es Zeiten gab, als der Nachschub an ausgezeichneten Bränden einfach stockte. Dieser Qualitäts-Verfall begann aber eben erst ab den Jahren nach 2000 durch die Nachfrage aus den neureichen Ländern.
In den Siebzigern kannte man im deutschen Handel noch keine Bestellungen aus Russland oder China***, also waren die Verkaufszahlen überschaubar und die Qualität einsame Spitze (und man schrieb noch auf das Etikett "Tres vieille", also "sehr alt")! Unser Modell ist aus der Zeit vor dem Protz in einer geschmackvollen achteckigen Samtschatulle, die man selten in diesem schönen Zustand bekommt - fast neu, nur der weiße Umkarton (nicht im Bild) zeigt deutliche Kellerspuren und Alterung. Und der Inhalt ist TATSÄCHLICH: "...eine weit über 50 Jahre alte Cuvée von Grande Champagne Cognacs. Beim Marktführer In GB kostet die Flasche 5000£!!!
Tiefdunkles Bernsteingold mit orangefarbenen Akzenten; sehr präsentes... Aroma nach exotischen Früchten, Nuß, Schokolade, Kaffee, Zigarren, mit immer noch spürbaren Blütennoten. Am Gaumen würzig und kräftig, dabei angenehm bis ins sehr weit entfernte Ziel." (Aus "Cognac", Heyne-Verlag).
*** Im Jahr 2015 hätte ich fast einen schönen Auftrag aus China ergattert: 15 Remy Martin Louis XIII sowie ein Black Pearl wurden für EINE Party gebraucht. Den Zuschlag bekam eine dämliche Pappnase - ein Hobby-Dealer, der alles bei Remy bestellte (er hatte überhaupt kein Lager) und mit etwa 3% "Gewinn" veräußerte. Wenn man so etwas nur aus Wichtigtuerei betreibt und nicht davon leben muss, geht das halt.