Heute ist mein persönlicher Feiertag! Ich bekam aus Frankreich drei perfekte Eschenauer-Cognacs, die OHNE JEDEN ZWEIFEL echt sind.
Das macht aber auch etwas traurig, weil es beweist, dass ich auch schon mal einen Fälscher aufgesessen war. Diese drei Flaschen haben die Original-Prägung "Eschenauer Bordeaux" oben auf der Kapsel, und alle Fälschungen haben diese nicht (und fast immer eine zu große Kapsel). Neben diesem Text erkennt man dort auch das Wappen, das auf den Etiketten zu sehen ist - ein Schild, ein Helm und zwei Rehe. Die Glasflaschen selbst stammen wohl aus der Zeit zwischen 1890 und 1930 und sind alle drei völlig unterschiedlich in der Ausformung - nur der 1834er hat eine Inhaltsangabe (0,75 ltr.) und ist wohl die jüngste der drei. Ein weiterer Text auf den Kapseln lautet in etwa "Aillaud & Sabaties (?) Marseille" - einen Boulevard Aillaud findet man immer noch in Marseille.
Der 1830er ist vielleicht DER Klassiker unter den Eschenauers:
--- "A famous 1830 Cognac from Eschenauer, bottled after 1920, with the golden label, which was designed for the oldest and best brandies released by the house of Eschenauer. Chris Munro, head of wine sales at Christie's, London, suggested the 1830 Eschenauer Grand Fine Champagne as the oldest bottle to be part of a starting wine cellar, when he and two other wine experts were asked by the Wall Street Journal in 2007, to design a wine list for novice wine collectors with a starting capital of 10.000 Euro."
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Eschenauer hatte zwei Qualitäten: goldenes oder silbernes Etikett! Das goldene Etikett war für die Brände reserviert, die besonders lange im Fass lagerten. Von daher dürften hier um die 60 Jahre Alterung sicher sein, vielleicht auch mehr. Der 1830er zeigt eine wundervolle tiefdunkle Färbung, natürlich ohne Farbstoff und nur durch die Lagerung entstanden.
"Hatte" ist eigentlich nicht korrekt, denn die Firma gibt es nach wie vor. Eschenauer ist ein deutscher Weinhändler und Besitzer von Weingütern in der Bordeaux-Region, der von Cognac-Produzenten hervorragende Cognacs aufkaufte und weltweit handelte. Seit 1871 heißt die Firma Eschenauer & Cie., also sind unsere Flaschen (wenig überraschend) nach 1871 abgefüllt worden. Ich schätze das Abfülldatum auf einen Zeitraum zwischen 1910 und 1930.
Irgendwann zwischen 1960 und 1970 hat man aber die Vermarktung von Cognac eingestellt: Erstens lohnt das finanziell nicht mehr, und vor allem dürfte es heute nicht mehr möglich sein, so alte Cognacs als Fassware zu bekommen. Die Sachen wurden längst verkauft, vor allem an die "big player" wie Hennessy und Remy Martin.worden.
Man findet Eschenauer Cognac u.a. bei thewhiskyexchange, wo auch schon mal über 7000 Pfund für eine Flasche aufgerufen werden oder diesen 1830er bei oldliquors, wo man 11.000 Euro verlangt (!!!). Aber das ist inklusive Fälschungszuschlag - siehe Bild 3.
Leider gibt es bei diesem Cognac halt zahlreiche Fälschungen, wobei einfach Etiketten (von ebay.fr) auf alte Weinflaschen geklebt werden. Glücklicherweise erkennt man die aber recht leicht: Etikett oft nagelneu, Füllstand viel zu gut und Kappe zu groß, so dass sie viele Falten wirft. Oft ist auch der Korken nicht ganz in der Flasche versenkt, weil der Fälscher keine Maschine zum Verkorken hatte. Vor allem ist aber die Farbe des Inhalts oft viel zu hell, weil der geizige Fälsche einen billigen VS einfüllte. Ein typisches Beispiel sehen Sie oben: Das Ding fand ich in einem französischen Auktionshaus, wo man offenbar selbst wusste, dass es eine Fälschung ist: Die Einschätzung lag bei 500 Euro - sonst immer bei 3000-4000! Witzig ist auch der Aufreiß-Streifen unter dem Griff - DAS hatten die wirklich nicht damals! Bei Bild 3 wurde das Fehlen der Original-Kapsel mit rotem Lack getarnt, und damit das nicht auffällt noch ein Siegel vorne draufgeklatscht
Nachtrag vom 12.9.2012: Heute habe ich einen Eschenauer 1878 probiert - genial! Die Destillation war damals offenbar perfekt, und der Brand hat keine falsche Note. Heute wird oft auch der schlechtere Teil des Destillats mit verwendet.