Handgefertigte Kristallflasche!
Man kann es nicht oft genug sagen: Die größten Cognac-Fälscher sind die Produzenten selbst! Da vermarktet man ein großartiges Produkt, von dem naturgemäß nur ein paar hundert Flaschen existieren - typischerweise eben genau ein Fass.
Eines Tages ist alles verkauft - kein Wunder, das Produkt ist ja auch einsame Spitze. Aber was dann? Die Kunden wollen wieder eine Flasche kaufen, aber die Importeure haben nichts mehr auf Lager. Sie fragen beim Hersteller nach einer riesigen Menge von dem guten Stoff nach. Der hat aber nix mehr.
Was macht der gute Mann dann? Er sucht ein anderes Fass aus, nicht schlechtes, aber eben nicht das Original. Dann nimmt er die bekannte Flasche oder zumindest den Namen des Cognacs auf dem Etikett und füllt die neue Suppe ein. Diese Flaschen liefert er dann zu einem deftig gestiegenen Preis an die werten Abnehmer, und die sind sich natürlich sicher, dass sie wieder den leckeren „Paradis“, „Reserve Ancestrale“ oder was auch immer bezahlt haben. Das steht doch so auf der Buddel!
Ich nenne das Betrug. In meinen über 20 Jahren in der Branche kenne ich KEINEN Hersteller von Edelbränden, der dies NICHT schon genau so machte. Die Alternative wäre ja, dem Kunden zu sagen, dass man nichts mehr hat und damit auf viele tausend Euro zu verzichten. Oder man sucht einen neuen Namen für das eigentlich völlig neue Produkt, und dann muss man sich das Vertrauen der Kunden wieder über viele Jahre verdienen.
Ein typischer Fall ist Lheraud. Dort füllt man wirklich alles in die geduldigen Flaschen, was der Keller so hergibt, und man nennt es „XO“ oder eben auch „Paradis“. Einen sprittigen, höchstens 5 Jahre alten XO von Lheraud bekam man mal für 30 Euro bei ebay oder eben mit dem "Cuvée 20“ ein grandioses XO-Produkt für etwa 60-80 Euro im Fachhandel. Von dem Schaden, den man mit so einem Brennspiritus bei seiner Marke anrichtet, scheinen diese Leute nichts zu wissen.
Nun zum Paradis: DIESER unverdünnte Paradis mit genau 47% Alkohol und der Lotnummer 1568 stammt von einem Fass vom Anfang des 20. Jahrhunderts und ist einer der besten Cogancs aller Zeiten. Ich erinnere mich an die allererste Version des Paradis*** mit 0,5 Litern und 44% in einer kostbaren Kristallflasche, die sich in einer Schatulle aus Wurzelholz befand - das war in den 80ern DAS Produkt von Lheraud, das am besten und auch am teuersten war. Diese kleinen Flaschen lagen preislich bei etwa 1500 DM, und dies schon vor 40 Jahren. Man findet den im Paczensky-Buch bei Dallmayr im Sortiment fast zum Preis eines Remy Martin Louis XIII - wohlgemerkt, nur ein halber Liter! Übrigens: Viele meiner Kunden schwören auf dieses Buch von Paczensky und kaufen nur, was dort lobend erwähnt wird. Lheraud ist ohne Zweifel einer der 10 besten Produzenten "ever", wird im Buch aber praktisch totgeschwiegen. Ich weiß, woran das liegt: Ein Kollege erzählte mir mal, dass Lheraud der EINZIGE war, der keine Lust hatte, den beiden Deutschen Schreiberlingen seine besten Cognacs literweise anzubieten! Er warf die kurzerhand raus, denn Werbung hatte er nicht nötig :-)
Wie immer war der Vorrat rasch verkauft, und nun finden Sie ein Produkt namens Paradis für etwa 450 Euro mit 45% Alkohol in diversen shops, aber das ist natürlich etwas TOTAL anderes! Genau wie bei Ragnaud-Sabourin und vielen anderen Produzenten - die Etiketten sind so geduldig wie die Flaschen und können sich ja nicht wehren :-) Wie sollte denn ein so alter Lhéraud von allerhöchster unverdünnter Qualität so preiswert sein, wenn z.B. der normale 1942er Lheraud schon bei etwa
800-1500 Euro im Handel liegt?
Hier ist das Original (ab 1992 im Handel bis ca. 2000) und nicht der fake. In den genannten 20 Jahren habe ich nur drei Flaschen gefunden, und eigentlich sollte ich die nicht verkaufen ;-)